Zwei neue Professorinnen an der ABK: Antonia Low wird Professorin für Körper/Raum/Narration // Ulrike Myrzik übernimmt die Professur für Fotografie

Die ABK Stuttgart besetzt zum 1. Oktober 2019 erneut zwei Professuren mit Frauen: Antonia Low wird Professorin für Körper/Raum/Narration im Studiengang Kunst/Künstlerisches Lehramt; die Professur für Fotografie im Studiengang Kommunikationsdesign übernimmt Ulrike Myrzik.

Abb.: Prof. Antonia Low; Prof. Ulrike MyrzikAbb.: Prof. Antonia Low; Prof. Ulrike Myrzik

01.10.2019

ANTONIA LOW, 1972 in Liverpool, geboren, studierte zunächst Visuelle Kommunikation an der Münster School of Design, daran anschließend Freie Kunst an der Kunstakademie Münster sowie am Goldsmiths College der University of London. Antonia Low wurde unter anderem mit dem Bonner Kunstpreis 2013 ausgezeichnet und erhielt darüber hinaus zahlreiche Stipendien, zu denen Aufenthalte im Rahmen des International Studio & Curatorial Program in New York (2017) und in der Casa Baldi, Olevano Romano (2016) zählten. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. So z. B. bei der Göteborg International Biennial for Contemporary Arts (2019), im Neuen Berliner Kunstverein (2019), im Goethe-Institut Hongkong (Solo, 2018), im Deutschen Haus am NYU, New York (Solo, 2018), im Ginkgo Space, Beijing (Solo, 2017), in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (Solo, 2016; 2014), im Palazzo Altemps, Römisches Nationalmuseum (Solo, 2016), im Kunstmuseum Bonn (Solo, 2014), sowie im Kunstverein Braunschweig (Solo, 2014), um nur eine Auswahl zu nennen.

„In ihren Installationen setzt sich Antonia Low explorativ mit Räumen und deren Wahrnehmung auseinander, die sie durch Interventionen wie das Herstellen von neuen Zugängen, Blick- und Bewegungsachsen oder Überlagerungen mit Bildern anderer Orte bewusst reflektierbar werden lässt. (…) Mit ihren aus wenigen fragilen Elementen bestehenden und gleichsam als Bühnen funktionierenden Rauminstallationen erzeugt sie so ein choreografiertes Betrachten und zeigt Architektur als eine von geschichtlichen wie funktionellen Zusammenhängen geprägte, temporäre wie wirkmächtige Rahmung, die in der individuellen Auseinandersetzung transformiert wird.“ (Michaela Richter, Neuer Berliner Kunstverein)

In ihrer Lehrean der ABK Stuttgart wird Antonia Low im Austausch mit den Studiengängen Kostüm- und Bühnenbild, Architektur und Design interdisziplinäre Projekte und künstlerische Verfahren mit den Studierenden entwickeln, um durch die künstlerische Wissensproduktion neue Erkenntnisse über Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft zu gewinnen wie auch Forderungen an sie zu stellen. Für sie ist der interdisziplinäre Austausch vergleichbar mit Forschungsmaschinen in Suchbewegung, die sich verschränken, interferieren und in Wechselwirkung gegenseitig antreiben.

Mit ihren künstlerischen Schwerpunkten in Installation, Bildhauerei, Fotografie und Konzeptkunst versteht die Künstlerin Raum, Objekt und Zeit als formbares sowie diskursives Material zur explorativen Auseinandersetzung. – Der Auftakt ihrer Lehre bildet ein für alle offenes Projekt innerhalb der Akademie: Wo stehen wir, was treibt uns eigentlich an? Wie lässt sich das Wissen der Künste substanziell verhandeln? Begleitend lädt Antonia Low zu Vortragsabenden mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Forscherinnen und Forschern ein, in denen in experimentellen Settings für Präsentation und Gespräch gemeinsam mit Studierenden künstlerische Formen des Denkens und des Diskurses erprobt sowie daraus entstehende Vermittlungsprozesse erforscht werden. // www.antonialow.com

ULRIKE MYRZIK, 1966 in Friedrichshafen am Bodensee geboren, absolvierte 1993 ihren Abschluss als Fotodesignerin an der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München und ist seitdem als freiberufliche Fotografin in Autorengemeinschaft mit Manfred Jarisch tätig. An der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und der Hochschule für angewandte Wissenschaften München veranstaltete sie Workshops und Vorträge zu Themen wie Architektur- und Dokumentarfotografie sowie Branding und Corporate Identity. Von 1998 bis 2002 war sie an der Volkshochschule München als Dozentin für experimentelle Fotografie und Dokumentarfotografie tätig. Ein Lehrauftrag an der ABK Stuttgart im Sommersemester 2019 ging ihrer Professur voraus.

In ihrem Arbeiten bewegt Ulrike Myrzik sich an der Schnittstelle von angewandter Fotografie und Kunst. Freie Arbeiten werden nicht selten redaktionell in Magazinen der Süddeutschen Zeitung, der Zeit oder von Greenpeace publiziert, finden gleichzeitig aber auch in Ausstellungen oder Buchpublikationen ihren Platz.

Der gebaute Raum, die Architektur und deren soziale Wirkung auf den Menschen und die Umwelt sind in den Projekten von Ulrike Myrzik von zentraler Bedeutung. Die Herausforderungen und Inhalte aller Arbeiten zu hinterfragen, zu diskutieren, technisch zu lösen und dabei eine eigenständige Haltung zu bewahren, gilt als Prämisse ihres Arbeitens. Dieses Verständnis und das breite Spektrum von der angewandten bis hin zur künstlerischen Fotografie bilden auch den Schwerpunkt in ihrer Lehre an der ABK. In einer engen Verknüpfung von theoretischem und praktischem Arbeiten erlernen die Studierenden in ihren Seminaren das Konzipieren und zeitgemäße Ausarbeiten sowohl angewandter Aufgabenstellungen als auch frei gewählte Langzeitprojekte. Thematisiert werden hierbei die Altmeister und Wegbereiter ebenso wie die heutigen vielfältigen Herangehensweisen in der Fotografie; politische und soziale Themen stehen genauso im Fokus wie die klassischen Sujets. Gearbeitet wird analog und digital. Exkursionen und Vorträge ermöglichen das Kennenlernen zeitgenössischer Fotografinnen und Fotografen und verhelfen ggfs. bei der Formulierung eigener Positionen. Das Ziel ihrer Lehre ist die Vermittlung von handwerklichen Fähigkeiten und die Herausbildung charakterstarker und selbstbewusster Persönlichkeiten, die in der angewandten oder freien Fotografie eine souveräne Bildsprache beherrschen.

Zu den wichtigsten Stationen Ulrike Myrziks fotografischen Werdegangs gehören unter anderem: die Verleihung des Deutschen Reportagepreises für das Projekt „Frieda lebt noch“ (2013), die Auszeichnung mit dem Hansel-Mieth-Preis (2007), der Förderpreis der Stadt München (2003), die World Press Masterclass in Rotterdam (1997), die Trägerschaft des Agfa-Nachwuchsförderpreises (1993) sowie längere Aufenthalte in China und Indien mit freien fotografischen Projekten (1990–2000). Zu den wichtigsten Ausstellungen gehören „Die Neue Heimat“ (2018) und „Zoom“ (2016) im Architekturmuseum München, „Architektur auf Zeit“ (2013 ) in der Schaustelle München, „Home and Homeless“ (2004) beim Hongkong Art Festival, „Die Architektur der Obdachlosigkeit“ (2003) in der Pinakothek der Moderne München, „Die Welt als Ganzes“ (2002) im Rahmen der weltweiten Wanderausstellung des IFA sowie bei der Wanderausstellung „Contemporary German Photography“ (1997–2000) // www.myrzikundjarisch.com


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