Tagung der Restauratorinnen und Restauratoren in Weimar

Bauhaus-Universität Weimar, Geschwister-Scholl-Straße 8, 99423 Weimar

Abb.: Historisches Tierpräparat: Der indische Hutaffe des „Affenwerner“ (Foto: H. Langewellpott)
Abb.: Historisches Tierpräparat: Der indische Hutaffe des „Affenwerner“ (Foto: H. Langewellpott)

29.03. - 01.04.2017

Objektrestaurierung: Ein Begriff setzt sich durch

Einen Studiengang mit einem der längsten Namen in Deutschland findet sich an der Stuttgarter Kunstakademie: „Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten“. Und selbst diese ausführliche Bezeichnung deckt noch nicht alles ab, womit man sich hier schon beschäftigt hat, z.B. PVC-Werbeaufkleber der 80er Jahre. In der Kürze liegt die Würze, was tun?

Im angelsächsischen Raum ist man da schon viel weiter und  spricht von „Objects‘ Conservation“. Auch in Österreich gibt es an der „Angewandten“ (Universität für Angewandte Kunst Wien) in der Ausbildung der Restauratorinnen und Restauratoren schon seit langem einen Spezialisierungsbereich „Objekte“. So gab sich der Studiengangsleiter Prof. Dr. Gerhard Eggert anlässlich des 25-jährigen Jubiläums 2013 einen Ruck und führte den Kurzbegriff Objektrestaurierung ein. Die Reaktion in der deutschen Fachwelt war zunächst verhalten, schließlich befassen sich auch andere Restaurierungsbereiche (z.B. Möbel, Skulptur, Textilien, Musikinstrumente) strenggenommen mit Objekten. 2017 aber veranstaltet nun der Verband der Restauratoren (VDR) eine gemeinsame Tagung der drei Fachgruppen für archäologische, ethnografische und kunsthandwerkliche Objekte. Und dabei werden nun ganz selbstverständlich die Oberbegriffe Objektrestaurierung bzw. -konservierung verwendet.

Da dürfen natürlich auf der Konferenz an der Bauhaus-Universität in Weimar Beiträge der Objektrestauratorinnen aus Stuttgart nicht fehlen. Gleich drei Vorträge Stuttgarter Masterabsolventinnen des Jahres 2016 wurden für das Programm angenommen:

Jenny Wölk hat einen stark abgebauten organischen Befund auf dem Gürtel einer Alemannin gesichert und untersucht. Dazu musste sie eine Technik zum Wenden und zum Freilegen von unten entwickeln.

Anna Emerson hat das wikingerzeitliche Kästchen der Heiligen Kunigunde im Bayerischen Nationalmuseum untersucht, insbesondere die verwendeten Zahnmaterialien (Elefant oder Narwal?).

Harriet Langewellpott restaurierte historische Tierpräparate aus dem Naturkundemuseum, die die Anfänge der Tiergärten im 19. Jahrhundert in Stuttgart belegen. Demnächst werden sie im Stadtmuseum Stuttgart im Wilhelmspalais bzw. im Museum Hohenasperg ausgestellt werden.

Auch die Lehrkräfte des Studiengangs werden die Gelegenheit nutzen, aus ihrer Forschung zu berichten: Die Akademische Mitarbeiterin Dipl.-Rest. Andrea Fischer wird aufzeigen, wie historisches Glas durch Reaktion mit Luftfeuchtigkeit benachbartes Metall angreift. In ihrer gerade fertiggestellten Promotion an der Akademie konnte sie dazu zahlreiche Belege in vielen Objektgruppen zusammentragen. Das Thema beschäftigt den Studiengang auch weiterhin: Im mittlerweile dritten Drittmittel-Forschungsprojekt untersucht Dr. Jörg Stelzner derzeit weitere Proben (Forschungsprojekt „Glas-induzierte Metallkorrosion an Kulturgut).

Prof. Dr. Gerhard Eggert wird erläutern, wie Essig-Emissionen aus Eichenholz kalkhaltige Materialien angreifen. In Zusammenarbeit mit Kristallographen des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung gelang endlich die Bestimmung der Kristallstruktur und der genauen Zusammensetzung einer dabei häufig auftretenden Verbindung. Weitere Strukturen und Formeln sollen im Rahmen eines gerade gestarteten DFG-Projekts von Dr. Sebastian Bette aufgeklärt werden (Forschungsprojekt „Auf der Suche nach Struktur“).

Diese beachtliche Zahl an Fachbeiträgen belegt die Themenvielfalt und die Forschungsintensität des Stuttgarter Studiengangs. Prof. Eggert: „Das alte Fach mit dem neuen Namen Objektrestaurierung fasziniert gerade durch die Fülle an Aufgabenstellungen. Die Menschen haben ja im Laufe ihrer Geschichte je nach Region viele verschiedene Werkstoffe für ihre Gegenstände verwendet. Die müssen wir alle verstehen, um sie erhalten zu können.“

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