Abb.: Aeree Sul, „Um unser Leben fortzusetzen“, 2022, Porzellanfiguren, Performance Video, 14:19 min

16.07.2022

Besonders beeindruckt zeigte die Jury sich von ihrer Videoarbeit „Um unser Leben fortzusetzen“ von 2022, einer schmerzlich berührenden Performance, die die Betrachter*innen in Realzeit erleben können. „Es ist nicht nur eine ausgezeichnete künstlerische Arbeit mitten im Kontext und der Diskussion der Gegenwartskunst, sondern auch ein Dokument eines langen schmerzlichen Prozesses, in dem sich die Künstlerin nach einem traumatischen Erlebnis wieder ihres Lebens bemächtigt hat“, so die Jury.

Aeree Sul, 1987 in Seoul, Südkorea geboren, begann 2006 das Studium der Koreanischen Malerei an der Ewha Womans University in Seoul und schloss dieses 2012 mit dem Bachelor of Fine Arts ab. 2009 war sie Stipendiatin eines akademischen Exzellenz-Förderprogramms an eben dieser Hochschule. Ein DAAD-Stipendium führte die Künstlerin 2018 an die ABK Stuttgart. Nach ihrem Grundstudium in der Klasse für Allgemeine künstlerische Ausbildung bei Prof. Andreas Opiolka wechselte sie dann in die Klasse für Bildhauerei und Keramik von Prof.in Mariella Mosler, in der sie bis heute unter großer Anerkennung ihrer künstlerischen Leistung und ihres sozialen Engagements seitens ihrer Professorin und Kommiliton*innen studiert.

Aeree Sul: „Der Wunsch, meine Gefühle und Gedanken durch Kunst zu auszudrücken, brachte mich dazu, wied­er Kunst zu studieren. Verschiedene Erfahrungen nach dem Abschluss in Korea wurden für mich zur treibenden Kraft, mit verschiedenen Materialien und Medien zu arbeiten. Jetzt bin ich dabei, meinen Hori­zont von meiner eigenen Geschichte auf die Geschichte anderer zu auszuweiten. Ich bin gespannt, wie sich meine künstlerische Arbeit über die Materialien Bronze, Keramik, Glas, Holz, Metall sowie über 3D-Animationen und Performance hinaus entfalten werden. Bislang war es ein Prozess, Erfahrungen in verschiedenen Medien zu sammeln, aber jetzt ist es an der Zeit, meine Kunst der Welt zu zeigen.“

Große Anerkennung wird der Studentin auch für ihr gesellschaftliches, interkulturelles Engagement zuteil: Aeree Sul unterstützt ausländische Studierende unter anderem im Dialog mit Behörden, übersetzt Dokumente und stellt Kommiliton*innen ihr internationales Netzwerk zur Verfügung. Eine digitale Plattform und ein Onlineservice für ausländische Studierende sind aus diesen Aktivitäten hervorgegangen und stehen kurz vor der Veröffentlichung. Aeree Sul arbeitet ohne jeglichen ökonomischen Zugewinn am Aufbau dieser Organisation und versteht ihr Engagement als Hilfe im Sinne eines kulturellen Austauschs, der Deutschland für Asiaten offener, einfacher und leichter zugänglich machen soll.

Der mit 1.000 Euro dotierte DAAD-Preis wird an der ABK Stuttgart seit 2005 jährlich vom DAAD verliehen. Ausgezeichnet werden ausländische Studierende mit besonderen akademischen Leistungen und bemerkenswertem gesellschaftlich-interkulturellen Engagement. Die Wahl der Preisträger*innen erfolgt in Verantwortung der Hochschule. Mit der Verleihung des DAAD-Preises soll zugleich einer breiteren Öffentlichkeit deutlich gemacht werden, welche Bereicherung ausländische Studierende für die Hochschulgemeinschaft darstellen.