Die Akademie trauert um Professor Richard Sapper

Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart trauert um Professor Richard Sapper, der am 31. Dezember 2015 im Alter von 83 Jahren in Mailand, Italien, verstorben ist. Der bedeutende Industriedesigner Richard Sapper hat an der Akademie von 1986 bis 1997 als Professor für Industriedesign so vielfältig wie verdienstvoll gewirkt.

Foto: Richard SapperFoto: Richard Sapper

11.01.2016

Geboren am 30. Mai 1932 in München, absolvierte Richard Sapper zunächst ein Maschinenbau- und Wirtschaftsstudium in seiner Heimatstadt. Seine Karriere begann er als Designer in der Styling-Abteilung von Mercedes-Benz, verbrachte den Großteil seiner professionellen Karriere jedoch in Mailand, wo er 1958 im Büro des Architekten Gio Ponti seine Tätigkeit aufnahm. Von 1959 bis 1977 arbeitete er mit dem italienischen Architekten und Designer Marco Zanuso an verschiedenen Projekten für das Elektrounternehmen Brionvega – eine Kooperation, aus der eine Reihe früher Radio- und Fernsehgeräte hervorgingen, von denen bis heute viele produziert werden. Zu den bemerkenswerten Entwürfen dieser Zeit gehören darüber hinaus der erste stapelbare Kunststoffstuhl, den Sapper und Zanuso 1964 für Kartell gestaltete, und das TS502-Radio von 1965 in Form eines aufklappbaren Würfels.  

1959 eröffnete Sapper sein eigenes Studio und entwarf für Firmen wie Artemide, Alessi, IBM, B&B Italia, Knoll International, Lenovo, Heuer und Fiat eine Vielzahl von Produkten, die ihre Ära definieren sollten –  darunter die heute als Klassiker gehandelte „Tizio”-Leuchte für Artemide, eine der ersten Halogen-Niedervolt-Strom-Schreibtischleuchten sowie die Espressomaschine 9090 für Alessi. 1980 wurde Sapper zum leitenden Berater für Industriedesign bei IBM nominiert und begann dort mit der Gestaltung zahlreicher Laptops, darunter den ersten ThinkPad (700C) im Jahr 1992.  

Neben seiner Tätigkeit als Designer war Sapper auch in der Lehre tätig: Mitte der Achtzigerjahre hatte er Gastdozenturen an der Yale University und der Universität für angewandte Kunst Wien inne und unterrichtete in den Neunzigerjahren unter anderem in Mailand, Beijing, Buenos Aires und London. Im Jahr 1986 erhielt Sapper den Ruf an die Kunstakademie Stuttgart, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1997 als Professor für Industriedesign lehrte.

Im Lauf seiner Karriere erhielt Richard Sapper eine Vielzahl an international bedeutenden Preisen und wurde mit dem italienischen Designpreis Compasso d’Oro mehrfach prämiert. 2012 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. 

Viele der von Richard Sapper entworfenen Produkte finden sich heute in Sammlungen renommierter internationaler Institutionen wie dem Museum of Modern Art in New York oder dem Victoria & Albert Museum in London. Der Phaidon-Verlag plant die Herausgabe einer Monographie zu Sappers Werk.

Richard Sapper war Schöpfer zahlreicher Designklassiker des 20. Jahrhunderts und einer der einflussreichsten Designer seiner Generation. Viele seiner Entwürfe prägten jene Moderne, in der industrielle Fertigungstechniken im Produktdesign das Erscheinungsbild von Gebrauchsobjekten veränderten. Mit seinem internationalen Ruf bereicherte er die Akademie und die Stadt Stuttgart als Kreativ-Standort in gleichem Maße. Sein Projekt „Rubbercup“, ein studentischer Wettbewerb für gummibetriebene Fahrzeuge, war europaweit bekannt.  

Mit Richard Sapper verliert die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart eine bedeutende Persönlichkeit, die dem Industriedesign  prägende Impulse gegeben hat.  

Die Akademie trauert um ihn und bekundet seiner Familie ihre Anteilnahme.  


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