Meisterwerk „Der gefesselte Prometheus“ aus der Rubens-Werkstatt nach Restaurierung an der ABK Stuttgart von Landesmuseum Oldenburg erworben

Nach der erfolgreichen Vermittlung von Prof. Dr. Nils Büttner, Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte der ABK Stuttgart, konnte das 2017 durch ihn wiederentdeckte Gemälde „Der gefesselte Prometheus“ aus der Rubens-Werkstatt in der Gemälde- und Skulpturenrestaurierung der ABK unter der Leitung von AM Peter Vogel restauriert werden. 2019 wurde das Werk dann als Leihgabe in der Ausstellung „Götter & Helden – Mythologische Malerei im Barock und heute“ des Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte Oldenburg der Öffentlichkeit präsentiert und konnte im Februar 2021 für das Landesmuseum erworben werden.

Abb.: Rubens-Werkstatt, „Der gefesselte Prometheus“, um 1613, Foto: Sven AdelaideAbb.: Rubens-Werkstatt, „Der gefesselte Prometheus“, um 1613, Foto: Sven Adelaide

19.03.2021

Das imposante Gemälde erzählt nicht nur von Prometheus, der den Göttern das Feuer stahl und dafür hart bestraft wurde. Die bewegte Geschichte des Gemäldes reflektiert zugleich den Verlust der Großherzoglichen Gemäldesammlung für Oldenburg und das Schicksal vieler Kunstwerke während der NS-Zeit. Von 1804 bis 1919 war Prometheus Teil der Großherzoglichen Gemäldegalerie Oldenburg und zählte zu den zehn wertvollsten Kunstwerken der Sammlung. Der 1918 zur Abdankung gezwungene Großherzog Friedrich August begann 1919 damit, die geldbringenden Meisterwerke außer Landes zu schaffen und zu verkaufen. So gelangte auch das Rubens-Werk 1919 in die Niederlande und wurde hier 1924 im Amsterdamer Auktionshaus Fredrik Muller versteigert. Erworben wurde es zunächst von dem Kunsthändler Jacques Goudstikker, der es 1925 schließlich an das Ehepaar Ernst Proehl und Julia Schwarz veräußerte. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht 1940 war das nach den sogenannten Nürnberger Gesetzen als jüdisch geltende Paar der Verfolgung ausgesetzt und musste das Gemälde für 20.000 Gulden an die Kunsthandlung P. de Boer in Amsterdam verkaufen. Von dieser erwarb es der Kunsthistoriker und SS-Führer Kajetan Mühlmann, der in hohem Maße in den NS-Kunstraub verstrickt war, für das sogenannte „Führermuseum Linz“. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Bild mit anderen Kunstwerken in einem Salzstollen in den Alpen eingelagert, wo es großflächige Schäden in der Malschicht davontrug. 1951 wurde der Prometheus schließlich an die Niederlande restituiert, doch erst 2009 konnte das Bild an die rechtmäßigen Erben Proehls zurückgegeben werden und befand sich seither in Privatbesitz.

Erst 2017 erfuhr das Landesmuseum durch die Vermittlung von Prof. Dr. Nils Büttner vom weiteren Verbleib des Gemäldes: Da die Geschichte nicht spurlos an dem Werk vorbei gegangen ist, befand es sich für konservatorische Untersuchungen an der ABK Stuttgart. Im Rahmen eines Kolloquiums setzte man sich mit der anstehenden Restaurierung des Gemäldes aus dem ehemaligen Besitz des Herzogs von Oldenburg intensiv auseinander. 

Kuratorin Dr. Anna Heinze gelang es, das Werk als Leihgabe für die Sonderausstellung „Götter & Helden – Mythologische Malerei im Barock und heute “ zu gewinnen. So kehrte der tragische Prometheus im Herbst 2019, nach genau 100 Jahren, zurück nach Oldenburg. Mit dem Ende der Laufzeit der Ausstellung traten Dr. Anna Heinze und Museumsdirektor Dr. Rainer Stamm mit dem Wunsch, das Gemälde dauerhaft für die Sammlung des Landesmuseums zu erwerben, an die Eigentümer heran. Mit dem wohlwollenden Entgegenkommen der Besitzer und der großzügigen Förderung durch die Stiftungen und das Ministerium konnte das Werk nun im Februar 2021 für das Landesmuseum und Oldenburg angekauft werden. Der gefesselte Prometheus wird ab der Wiederöffnung des Museums für vier Wochen im Augusteum, der Galerie Alte Meister, zu sehen sein. Danach sind umfangreiche Restaurierungsarbeiten an dem Werk in Planung, das sich derzeit in einem teilrestaurierten Zustand befindet.

Prof. Dr. Nils Büttner ist Mitglied des „Centrum Rubenianum“ in Antwerpen, dem Zentrum für die flämische Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts, und Mitherausgeber des „Corpus Rubenianum Ludwig Burchard“, des Werkverzeichnisses von Peter Paul Rubens.


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