Ausstellung: „At Least A Twofold Appearance“ – Das Rosenphänomen der Getrude Stein
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Campus Weißenhof: Altbau, Bibliothek (Raum 203–205), 1. OG
Fast wie ein Mantra der Moderne führt der berühmte Satz von Gertrude Stein “a rose is a rose is a rose“ ein einflussreiches Nachleben in Literatur und Kunst. Warum? Er führt direkt ins Zentrum von Fragestellungen künstlerischer Wahrnehmung. In der tautologischen Formulierung (eigentlich nur eine Zeile aus dem kryptischen Text Sacred Emily von 1913) stellt die amerikanische Schriftstellerin, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris eine Anlaufstelle der künstlerischen Avantgarde war, nichts anderes als die für die menschliche Orientierung existenzielle Frage nach der Identität und Erkennbarkeit von Ding und Welt.
Genaues Wahrnehmen und Erkennen der sichtbaren Welt und die Unterscheidung feinster Differenzen sind seit jeher der Kunst besonders eigen. Die Sprache hat durchaus Namen für Dinge und Phänomene, die sich unter formalen und funktionalen Gesichtspunkten als gleich erkennen und beschreiben lassen. Aber sind sie – als vermeintlich gleiche, aber doch einzelne Dinge – wirklich gleich und austauschbar? Unter identischer Bezeichnung öffnet sich nämlich ein mitunter unerschöpflicher Reichtum an Varianten und Modulationen der vermeintlich selben Sache. Was für die Rosen gilt, mag ebenso für Zitronen, Messer, Tiere, Häuser, Autos, Brillen und Sterne etc. gelten. Spannend wird das Leben – und somit die Kunst – an den Rändern, wenn die idealtypische Form, die eine begriffliche oder phänomenologische Zuordnung gewährleistet, aufzuweichen beginnt und sich auch der Gebrauch als Spiegel ihres Kontexts einzuschreiben beginnt. Das wird bereits deutlich, wenn man zwei Dinge mit demselben Namen nebeneinanderlegt.
Die von Prof. Rolf Bier in den Vitrinen der Bibliothek der ABK Stuttgart eingerichtete Ausstellung umkreist das Steinsche Rosenphänomen und eröffnet ein Assoziationsfeld, in dem die aufgeworfene Problematik anhand von paarigen Objekten und Gegenständen spielerisch entdeckt und weitergedacht werden kann.
Konzept und Ausstellung: Rolf Bier, A Posto Nello Studiolo 14 (APNS)
Eröffnung: Dienstag, 21. Juni 2016, 18 Uhr
Laufzeit: 21.06.–15.09.2016
Öffnungszeiten: Mo–Do 10–17 Uhr
(in der vorlesungsfreien Zeit 11–15.30 Uhr)