Input & Gespräch: Wie kann künstlerische Arbeit mit Sorgeverantwortung zusammengehen? – Sascia Bailer
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Campus Weißenhof: Altbau, Raum 303
Wer Kunst schafft oder konsumiert und sich um andere kümmert oder aufgrund von physischen oder psychischen Einschränkungen selbst mehr Fürsorge bedarf, ist mit realen Barrieren in den Künsten konfrontiert. Die Sichtbarkeit und Präsenz von Sorgearbeitenden auf den Bühnen, in Ausstellungshallen oder in Besuchsräumen werden dadurch stark eingeschränkt. Die Künste thematisieren zwar häufig feministische Inhalte in ihren Veranstaltungs- und Ausstellungsprogrammen, jedoch schlägt sich dieser Trend nicht in den Strukturen des Kulturbetriebs nieder. Sorgearbeit muss daher als ein zentrales Hindernis und Ausschlusskriterium für soziale und kulturelle Teilhabe von Kulturschaffenden ernstgenommen werden und es braucht praxisnahe Lösungen, wie die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit geschlossen werden kann.
Die Veranstaltung beginnt mit einem Input von Sascia Bailer, der einerseits die aktuelle Lage der Kulturbetriebe in Deutschland in Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit und Sorgeverantwortung skizziert und andererseits Denkanstöße für praxisnahe Lösungswege bietet, wie Kunst und Care zukünftig zusammen gehen können. Durch Gruppenarbeiten, Gespräche und Fragerunden soll ein Raum für Austausch und gemeinsames Brainstormen geschaffen werden. Ziel ist es, mikropolitische Handlungsräume zu eröffnen und häufig abstrakte Themen, wie Geschlechterungerechtigkeit, herunterzubrechen und mit konkreten Schritten zu adressieren.
Eine Veranstaltung initiiert von Claudia Heinzler, KTL in der Werkstatt für Glasmalerei und Glasbearbeitung und stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte an der ABK, sowie Prof. Dr. Katrin Ströbel, Professorin für Freie Grafik, mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragten der ABK. Sie ist offen für alle Studierende und Mitarbeiter*innen der ABK mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Sorgeverantwortung.
Sascia Bailer ist Wissenschaftlerin, Autorin und Kuratorin, die an der Schnittstelle von Care, Gender und zeitgenössischer Kunst arbeitet. Sie promoviert an der Zürcher Hochschule der Künste und der University of Reading zu feministischem Kuratieren, Gender und Care. Als selbstständige Kuratorin konzipiert sie Ausstellungen (u.a., „Mothers*, Warriors, and Poets: Fürsorge als Widerstand,“ StadtPalais Stuttgart) und hält Vorträge und Workshops (u.a., Goethe Institut, Documenta Fifteen, ZHDK, nGbk, Kunstbüro BW, LabK, INSTAR Cuba). Als Mentorin begleitet sie Künstler*innen und Kollektive in ihren Prozessen (Fellows der Akademie Schloss Solitude, Maternal Artistic Research Studio) und als Autorin schreibt sie regelmäßig für das Monopol Magazin, 2020 erschien ihre Publikation „Curating, Care, and Corona“ (Verlag der Arthur Boskamp-Stiftung) und 2023 ihr Artikel „Care for Caregivers“ in dem Sammelband „Curating with Care“ (Routledge). Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie „Letters to Joan“ (2020, HKW) und der Künstlerinnenbücher „Re-Assembling Motherhood(s): On Radical Care and Collective Art as Feminist Practices“ von Maternal Fantasies (Onomatopee, 2021) und „What We Could Have Become: On Queer Feminist Filmmaking“ von Malu Blume (Onomatopee, 2021). Sascia Bailer hat international im Kunstbereich gearbeitet, unter anderem im MoMA PS1, im Haus der Kulturen der Welt und im Vera List Center for Art and Politics. 2019/20 war sie künstlerische Leitung der Arthur Boskamp-Stiftung in Norddeutschland. Sie absolvierte ihren MA von der Parsons School of Design und ihren BA von der Zeppelin Universität.