Öffentliche Präsentation des Seminars „Reparative Futurities“
Künstlerhaus Stuttgart, Reuchlinstraße 4b, 70191 Stuttgart
Prof.in Heba Y. Amin, Künstlerin und Professorin für Digitale und Zeitbasierte Kunst an der ABK Stuttgart, und Prof.in Füsun Türetken, Architektin, Künstlerin und Professorin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe, veranstalten am Künstlerhaus Stuttgart das Seminar „Reparative Futurities“, in dem sie mit Studierenden ortsbezogene Interventionen und Methoden der Zukünftigkeit entwickeln, die mit fortdauernden Geschichten von Trauma ringen.
Die Durchführung des Seminars vor Ort im Künstlerhaus Stuttgart bedeutet zwangsläufig, sich mit einem unmittelbaren Ort des Traumas auseinanderzusetzen – mit dem historischen Erbe des Künstlerhauses Stuttgart als Kunstinstitution die ein Gebäude mietet, das 1935 im Zuge einer Enteignung durch die Nationalsozialisten erworben wurde. Es ist gemeinhin bekannt, dass Kunstinstitutionen oft zutiefst kontaminierte Orte sind, die die lebendige Geschichte, symbolischen Systeme und operativen Strukturen von staatlicher Gewalt sammeln, präsentieren und verkörpern. Wie können diese Orte im Kunstsystem mit anderen Mitteln besetzt und zum Zweck anderer Zukünfte umfunktioniert werden? Welche spezifischen, auf reparative Zukünfte und Reparationen ausgerichteten Methodologien könnten entwickelt und angewendet werden? Welche Beiträge können Kunstschaffende zum dem seit langem bestehenden Projekt der Wiedergutmachungen und den damit zusammenhängenden Diskursen leisten?
Die Seminarreihe am Künstlerhaus Stuttgart wurde als kreatives, sich entfaltendes Wiedergutmachungsprojekt entwickelt. Innerhalb dieses Projekts fungiert das Konzept der „Zukünftigkeit“ als Technik ontologischer Rekonstruktion – es fordert historisch gewachsene und gefestigte Erwartungen heraus, und erneuert die Inkraftsetzung einer Zukunft, die weder resigniert noch ausgesöhnt ist. Diese Technik aktiviert das Erzählen und die Realisation der Vergangenheit – durch Texte, Bilder, Interventionen und Situationen – als fortdauerndes kritisches Projekt, das stets aktualisiert werden muss und sich in der Gegenwart manifestiert. Im Rahmen des Seminars entwickeln Studierende Methoden der Zukünftigkeit und ihre eigenen „Grammatiken der Zukünftigkeit“, indem sie sich mit der belasteten Geschichte des Gebäudes des Künstlerhaus Stuttgart auseinandersetzen. Die Seminarreihe befasst sich mit der Frage, wie Künstler*innen ortsbezogene Methoden anwenden, und steht im Dialog mit zwei Werken der Künstlerin Maria Eichhorn. Im Oktober dieses Jahres arbeiteten die Seminarteilnehmer*innen vor Ort in Venedig und reagierten auf Eichhorns Projekt im Deutschen Pavillon der Venedig Biennale. Im November begannen die Studierenden dann im Künstlerhaus Stuttgart zu arbeiten, um sich mit Eichhorns laufender Arbeit auseinanderzusetzen, die sich mit der Geschichte der Eigentumsverhältnisse im Künstlerhaus Stuttgart befasst.
Die Seminarreihe und die öffentlichen Präsentationen am 19. Dezember befassen sich mit der Geschichte und der weiteren Nutzung dieses besonderen Gebäudes und stellen künftige Möglichkeiten der Wiedergutmachung vor, die sich auch auf andere Orte innerhalb und außerhalb des deutschen Kontextes übertragen lassen.
Ihre Projekte präsentieren: Constanze Bahlo, Arianna Ballin, Pierre-Eric Baumann, Antonia Maria Christl, Marta Frasson, Lukas Klein, Rosa Klingelhöfer, Jannik Lang, Suwon Lee, Lasse Peters, Dario Schmid, Carolina Lara Simunovic, Xy June Li und Hanna Araujo Ulmer
Das Seminar ist eine Zusammenarbeit des Künstlerhaus Stuttgart mit der ABK Stuttgart und der HfG Karlsruhe.
Weitere Informationen unter: kuenstlerhaus.de