9000 Jahre altes Collier dem Museum in Petra übergeben

Stuttgarter Restauratorinnen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste werden weiterhin an der Erforschung neolithischen Schmucks beteiligt sein.

Abb.: (1) Gemeinsam mit der Archäologin Hala Alarashi rekonstruieren die Restauratorinnen Alice Burkhardt und Andrea Fischer an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart das neolithische Collier aus tausenden von Perlen (Foto: Marion Benz). (2) Nach über zwei Jahren der wissenschaftlichen Erforschung, Konservierung und Rekonstruktion ist das 9000 Jahre alte Collier, das im Grab eines Kindes entdeckt wurde, im Museum von Petra der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden (Foto: Alice Burkhardt). (3) In Kooperation mit der Yarmouk Universität Irbid wurde auch das Grab des Kindes, vermutlich eines acht bis zehn Jahre alten Mädchens, im Museum wieder aufgebaut (Foto: Marion Benz).Abb.: (1) Gemeinsam mit der Archäologin Hala Alarashi rekonstruieren die Restauratorinnen Alice Burkhardt und Andrea Fischer an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart das neolithische Collier aus tausenden von Perlen (Foto: Marion Benz). (2) Nach über zwei Jahren der wissenschaftlichen Erforschung, Konservierung und Rekonstruktion ist das 9000 Jahre alte Collier, das im Grab eines Kindes entdeckt wurde, im Museum von Petra der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden (Foto: Alice Burkhardt). (3) In Kooperation mit der Yarmouk Universität Irbid wurde auch das Grab des Kindes, vermutlich eines acht bis zehn Jahre alten Mädchens, im Museum wieder aufgebaut (Foto: Marion Benz).

21.12.2021

Bei Grabungen im Jahr 2018 entdeckte ein internationales Forscherteam unter Leitung von Hans Georg K. Gebel, Marion Benz und Christoph Purschwitz, Freie Universität Berlin, in Ba`ja im Süden des heutigen Jordaniens ein reich ausgestattetes Grab eines acht- bis zehnjährigen Kindes. Darin befanden sich tausende von Kalk- und Muschelperlen sowie ein Perlmuttring, der als Verteiler für die Perlenstränge des Colliers fungierte. Die mehr als 2580 neolithischen Perlen wurden im Studiengang Objektrestaurierung bearbeitet, um das einzigartige, aufwendig gestaltete 9000 Jahre alte Schmuckstück zu rekonstruieren.

Alice Burkhardt, Studentin im Masterstudiengang Objektrestaurierung, stellte sich der Herausforderung, die unzähligen kleinen und extrem fragilen Elemente des Colliers zu untersuchen, zu konservieren und ausstellbar zu machen.

Die Konservierungs- und Rekonstruktionsarbeiten fanden im Rahmen des Projekt CARE (Cultural Heritage, Archaeological Research, Restoration and Education) statt, einem Teilprojekt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Vorhabens „Haushalt und Tod in Ba`ja“. CARE ist eine Kooperation der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der Freien Universität Berlin, des Department of Antiquities Amman, der Yarmouk Universität Irbid, dem CEPAM in Nizza, dem Referat Naturwissenschaften des Deutschen Archäologischen Institut Berlin und dem Petra Development & Tourism Region Authority, Wadi Musa. Es wurde finanziell gefördert von der DFG, der Franz-und-Eva-Rutzen-Stiftung und ex oriente e.V.

Die authentische Rekonstruktion des 9000 Jahre alten faszinierenden Schmuckes konnte nur durch die enge Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen gelingen. Im Rahmen mehrerer Arbeitstreffen haben die MA-Studentin Alice Burkhardt und Andrea Fischer, Akademische Mitarbeiterin und Restauratorin im Studiengang Objektrestaurierung, gemeinsam mit den Archäologinnen Marion Benz und Hala Alarashi nach optimalen Lösungswegen gesucht.

Bei der Konservierung der Perlenkette müssen nicht nur die stabilisierenden Maßnahmen bedacht werden. Kalkbasierte Rohstoffe wie Muscheln und Kalkstein reagieren sehr empfindlich auf Schadstoffe. Für die Auswahl von Materialien für die Ausstellungsmontage des Colliers wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, um Schäden zu vermeiden, die durch ein Ausgasen von Formaldehyd, Ameisen- oder Essigsäure entstehen können. Die restaurierte und rekonstruierte Kette wurde Anfang Oktober im neuen Museum von Petra von den beiden Restauratorinnen in Kooperation mit Hala Alarashi, CEPAM Nizza, in einer Vitrine montiert und ist seitdem neben der rekonstruierten Grabkammer ausgestellt.

Ein Film der Regisseurin Barbara Puskás im Auftrag von ARTE und ORFIII über die Ausgrabungen von Ba`ja sowie die Bedeutung und Restaurierung des Schmucks soll im April 2022 ausgestrahlt werden. Das Bild von jungsteinzeitlichen Bevölkerungen im Nahen Osten muss aufgrund der neuen Entdeckungen, die in den vergangenen drei Jahren gemacht wurden, überdacht werden. Der technologisch hohe Standard, die Bestattungsrituale sowie die soziale Organisation in diesen frühen dauerhaften Großsiedlungen im Süden der Levante zeugten von äußerst komplexen, weit vernetzten Gemeinschaften. Dank der erfolgreichen Kooperation mit dem Department of Antiquities war es möglich, weitere Perlen zur Restaurierung auszuleihen. Der Studiengang Objektrestaurierung in Stuttgart wird somit auch in folgenden Projekten dazu beitragen, jungsteinzeitlichen Schmuck zu erforschen und damit das Leben im Nahen Osten vor 9000 Jahren besser zu verstehen.


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