Verabschiedung in den Ruhestand

Die ABK Stuttgart verabschiedet sich von ihren Professor*innen Susanne Windelen, Rainer Ganahl, Volker Lehnert und Alexander Roob, die nach langjähriger Lehrtätigkeit an der Akademie zum 1. Oktober 2022 in den Ruhestand eintreten. 

Abb.: Prof.in Susanne Windelen, Prof. Volker Lehnert, Prof. Alexander Roob, Prof. Rainer Ganahl (v.l.n.r.) (Fotos: Nadine Bracht)Abb.: Prof.in Susanne Windelen, Prof. Volker Lehnert, Prof. Alexander Roob, Prof. Rainer Ganahl (v.l.n.r.) (Fotos: Nadine Bracht)

27.09.2022

Susanne Windelen, geboren 1959 in Warendorf/Westfalen, lehrte von 2001 an als Professorin für Bildhauerei an der ABK. Von 1979 bis 1987 studierte sie an der Kunstakademie Münster bei Ludmilla von Arseniew und Ulrich Erben, bei dem sie 1989 Meisterschülerin wurde. Sie hatte Lehraufträge und Gastprofessuren an der Fachhochschule Dortmund, der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Europäischen Kunstakademie Trier und an der Universität Southampton. Unterschiedliche Werkstoffe spielten in der künstlerischen Arbeit von Susanne Windelen schon immer eine wichtige Rolle. In ihrer Lehre an der ABK lag der Schwerpunkt auf dem medienübergreifenden räumlichen und raumbezogenen Arbeiten, bei dem die Plastik und Installation vorranging waren. Das fertige Werk stand hierbei nie im Vordergrund, sondern der lebendige Austausch unter den Studierenden, die durch ihre spezifischen Sichtweisen und Ansätze den Diskurs bereicherten. Die kollaborative Arbeit ihrer Klasse fand in jährlich stattfindenden Klassenausstellungen ihren Höhepunkt, wobei besonderer Wert daraufgelegt wurde, nicht nur jedes einzelne Kunstwerk optimal zu präsentieren, sondern durch das aufeinander Bezug nehmen und Öffnen von Dialogen eine insgesamt konsistente Ausstellung zu konzipieren. Die Grenzen zwischen Betrachter*innen, Raum und Kunstwerk wurden dabei oftmals ausgelotet und untersucht sowie das Zusammenspiel von Aussage und Intention überprüft.

Rainer Ganahl, 1961 in Bludenz in Österreich geboren, studierte von 1986 bis 1991 an der Hochschule für angewandte Kunst Wien bei Peter Weibel und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Nam June Paik. 1990/91 nahm er am Independent Study Program des Whitney Museum of American Art teil. 2006 wurde er Professor für Bildhauerei – Material- und Raumkonzepte auch unter Einbeziehung Neuer Medien an der ABK Stuttgart. Rainer Ganahl, als Künstler international anerkannt und erfolgreich, hat an der ABK Stuttgart seine Praxis des postkonzeptionellen Arbeitens gelebt. In deren Zentrum stehen Sprache, das Bildungssystem, Medien und Politik. Seine bedingungslose Hingabe an die Kunst stand dabei nie im Widerspruch zu seinem Leben. Sie war geeignet, die unhinterfragten Normen menschlichen Alltags und akademischer Praxis in Frage zu stellen. Für seine Studierenden wurde er dadurch zu einem inspirierenden Lehrer, der ihnen tiefe Einblicke in die Welt der internationalen Kunstszene eröffnet hat. Rainer Ganahl vertrat Österreich 1999 an der Biennale Venedig, darüber hinaus wurden seine Arbeiten 2005, 2007 und 2009 im Rahmen der Biennale Venedig gezeigt. Ganahl war Teilnehmer der Biennalen von Athen, Moskau, Gwangju, Berlin, Istanbul, Bukarest, Sevilla, Tirana, Shanghai und anderen, um nur eine Auswahl seiner Ausstellungsaktivitäten zu nennen. Heute lebt er in New York und ist dort auch künstlerisch tätig.

Volker Lehnert wurde 1956 in Saarbrücken geboren und absolvierte von 1976 bis 1981 das Studium der Bildenden Kunst, Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Mainz (Akademie für Bildende Künste). Seine Ausbildung schloss er mit dem Ersten und Zweiten Staatsexamen des Künstlerischen Lehramts ab. Von 1996 an lehrte Volker Lehnert dann als Professor für Zeichnung an der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Vier Jahre später folgte er seinem Ruf als Professor für Allgemeine künstlerische Ausbildung an die ABK Stuttgart, an der von 2007 bis 2017 auch das Amt des Prorektors innehatte. Zeichnung, Malerei und Druckgrafik bildeten die Schwerpunkte in seiner Lehre an der Akademie, bei der es ihm vor allem darum ging, verschiedene künstlerische Denk- und Handlungsweisen zu vermitteln: von der Auseinandersetzung mit dem Sichtbaren im Sinne einer Klärung des eigenen Erkenntnisinteresses über einen konzeptionellen Ansatz bis hin zum experimentellen Umgang mit Materialien und Gestaltungsprozessen, aus deren Eigengesetzlichkeiten heraus sich Bildideen verändern, neu gedacht werden oder gar erst entstehen können. Ziel sollte es sein, das eigene Anliegen zu klären und zu einer Verbindlichkeit zu finden, die zu einer künstlerischen Haltung und einer eigenständigen Position führt. Die tägliche gemeinsame Atelierarbeit mit seinen Studierenden sowie Gruppenbesprechungen und Einzelkorrekturen waren Volker Lehnert ein Anliegen. Ebenso wie Exkursionen, die dazu beitrugen, die künstlerische Arbeit im Kontext historischer und aktueller Phänomene und Fragestellungen zu reflektieren.

Alexander Roob, 1956 in Laumersheim geboren, studierte von 1977 bis 1985 Malerei an der Hochschule der Künste Berlin. Alexander Roob war zunächst als Comiczeichner für verschiedene Zeitschriften tätig und fertigte Malereien unter anderem für das Theater, für Kirchen und für den Film an. 1985 begann er das fortwährende dokumentarische Zeichenprojekt CS (Codex Skarabäus). Von 1989 bis 1996 beschäftigte er sich mit dem dichterischen Spätwerk von William Blake. 2005 gründet er das Melton Prior Institut in Düsseldorf, das sich der international ausgerichteten illustrationshistorischen Forschung widmet. 2002 lehre Roob an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und erhielt im selben Jahr einen Ruf an die ABK Stuttgart, an der er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand als Professor für Freie Grafik und Malerei tätig war. Das zeichnerische Erfassen von Figuren in situativen Zusammenhängen stand im Mittelpunkt seiner Lehre an der ABK. Kontinuierliche gemeinschaftliche Übungen im Innen- und Außenraum, die unter anderem auch dazu dienten, die Wahrnehmung zu schärfen, sowie Projektarbeit waren ihm wichtig. Den eigenständigen künstlerischen Ansatz förderte er unter anderem in intensiven Einzel- und Gruppengesprächen mit den Studierenden seiner Klasse.

Für ihr großes Engagement und ihre Verdienste um die Akademie danken wir den Professor*innen Susanne Windelen, Rainer Ganahl, Volker Lehnert und Alexander Roob sehr herzlich und wünschen ihnen für den Eintritt in den Ruhestand alles erdenklich Gute!


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