Ausstellung: „Einnisten“ – mit Zeichnungen der Akademie-Absolventin Kerstin Dollhopf

Kunstausstellung der Schwerpunkt-Galerie Stuttgart-Feuerbach Klagenfurter Straße 75, 70469 Stuttgart-Feuerbach

Abb.: Kerstin Dollhopf, „Blaue Ferne“
Abb.: Kerstin Dollhopf, „Blaue Ferne“

19.06. - 17.07.2015

Kerstin Dollhopfs Zeichnungen, die sie mit Aquarellfarben und Polychromstiften anfertigt, sind figurative, surreal anmutende, traumhafte Erinnerungsbilder seelischer Zustände, die sich häufig als Innenräume im doppelten Sinn zeigen. Diese sensiblen Arbeiten, die nahezu durchgehend in der Größe DIN A 4 und in eher gedeckten Farben gehalten sind, entstehen auf farbig bedrucktem Papier, das sie Zeitschriften oder Kalenderblättern entnimmt, deren Oberfläche mit Sandpapier weitestgehend weggeschmirgelt wird. Ab und an blitzen aber noch kleine Flecken und Relikte der Farbschichten des ursprünglichen Druckes in der Zeichnung auf und verweben die inneren Bilder mit der Geschichte die das Papier zuvor hatte und in sich trägt. 

Räume spielen eine große Rolle in Kerstin Dollhopfs Arbeiten, da sie für den Menschen wie eine weitere Haut oder Hülle fungieren, ihm Schutz und Geborgenheit geben, aber auch bedrohlich und beengend wirken können. Zudem trägt jeder Raum Spuren des vormaligen Lebens und Einrichtens in sich, die unterbewusst wahrgenommen werden und eine eigene Geschichte hinzuerzählen. Allerlei skurrile und puppenhafte Traumgestalten und Fabelwesen bevölkern dabei die Räume in ihren Bildern. Menschliche Wesen, die Geweihe tragen oder mehrere Köpfe haben, Zwitterwesen aus Mensch und Tier, mit verzerrter Physiognomie, die sich traumwandlerisch in ihrer eigenen Welt bewegen. Oft sind sie in ornamental verzierte Gewänder gehüllt und verleihen der ganzen Szenerie etwas Märchen- und Zirkushaftes.

Viele dieser Ornamente erinnern an alte Vorhangstoffe oder Tapeten aus einer anderen Zeit. Die floralen und geometrischen Muster, die selbst Bäume und Dächer überziehen und stellenweise abgewetzt sind, scheinen sich beinahe zu verselbstständigen und manchmal auch von den Figuren etwas abzulösen und verleihen den Bildern eine gewisse Patina. Die Abnutzungsspuren sind hierbei malerisch eingearbeitet. Tapeten haben für die Künstlerin, die vor ihrem Kunststudium an der Kunstakademie Karlsruhe und Stuttgart Textildesign in Hof studierte, eine wichtige Bedeutung. Man zieht dem Raum ein Kleid an, eine Hülle, eine weitere Schicht. Die Räume in den Bildern sind beseelte Räume, die die Ereignisse, die Dramen und Freuden früheren Lebens und die Träume, die dort geträumt wurden, einatmen und in sich tragen. Räume sind hier immer an Erinnerungen und Empfindungen geknüpft, seelische Innenräume und Landschaften, in denen sich die eigenen inneren  Fabelgestalten bewegen. Mal zeigen sich diese  lieblich und kindlich verspielt, mal tun sich Albträume und düstere Abgründe in ihnen auf.

Kerstin Dollhopf hat an der Kunstakademie Stuttgart das Verbreiterungsfach Intermediales Gestalten bei den Professoren Cristina Gómez Barrio und Wolfgang Mayer studiert.

Laufzeit: 19.06.–17.07.2015
https://www.facebook.com/events/1447565985539691/

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