Ausstellung: „Gondolj Horthyra/Think about Horthy" – Installation von Prof. Roob in der Hungarian National Gallery

Hungarian National Gallery Budapest, Buda Palace Buildings A, B, C, D Szent György tér 2., 1014 Budapest, Ungarn

Abb. 1 Installationsansicht; Abb. 2 Ludvík Strimpl, „Les Slaves/Slované", aus: L´Assiette au Beurre # 390, Paris, 9. September 1908, Bencze László, „Gondolj Koreara", Budapest 1952; Abb. 3 Mihály Biró, „The  govenor" has a good time, aus, Horthy, Wien 1920; Abb. 4 Bencze László, „Gondolj Koreara", Budapest 1952
Abb. 1 Installationsansicht; Abb. 2 Ludvík Strimpl, „Les Slaves/Slované", aus: L´Assiette au Beurre # 390, Paris, 9. September 1908, Bencze László, „Gondolj Koreara", Budapest 1952; Abb. 3 Mihály Biró, „The govenor" has a good time, aus, Horthy, Wien 1920; Abb. 4 Bencze László, „Gondolj Koreara", Budapest 1952

14.11.2014 - 15.02.2015

Alexander Roob, Professor für Freie Grafik und Malerei an der Kunstakademie Stuttgart, ist bei der Ausstellung „Turning Points. The Twentieth Century through 1914, 1939, 1989 and 2004" in der Ungarischen Nationalgalerie Budapest mit einer umfangreichen Installation vertreten.

Das Arrangement „Gondolj Horthyra/Think about Horthy", mit der die Ausstellung zur wendungsreichen Geschichte des 20. Jahrhunderts am Beispiel Ungarns eingeleitet wird, konfrontiert zwei exponierte Werke ungarischer Grafik, die im Land selbst aus verschiedenen Gründen seit Jahrzehnten dem Blick der Öffentlichkeit entzogen waren. Es handelt sich in beiden Fällen um Dokumentationen von Krieg, Folter und Terror. 

Laufzeit: 15.11.2014-15.02.2015
Öffnungszeiten: Di-So 10-16 Uhr


Bildnachweise:

Abb. 1 (links oben) / Installationsansicht

Die Serie von vierzehn Federzeichnungen von Bencze László aus den Beständen der Ungarischen Nationalgalerie mit dem Titel „Gondolj Koreara/Think about Korea“ gewann 1952 den renommierten Kossuth-Preis und wurde anschließend als druckgrafische Mappe verbreitet. László propagiert hier eine modernistisch angehauchte, von Picasso inspirierte Variation des sozialistischen Realismus.

Abb. 2  (rechts unten) / Ludvík Strimpl, „Les Slaves/Slované", aus: L´Assiette au Beurre # 390, Paris, 9. September 1908 Abb. 2 Bencze László, „Gondolj Koreara", Budapest 1952 

Abb. 3 (links unten) / Mihály Biró, „The  govenor" has a good time, aus, Horthy, Wien 1920
Begleitet werden die beiden grafischen Zyklen von einer Vitrinenpräsentation mit Materialien aus den Beständen des Melton Prior Instituts, die die Entwicklungsgeschichte von Mihály Birós einflußreicher sozialistischer Grafik im Rahmen der französischen Pressegrafik und der russischen Revolutionsgrafik anschaulich macht. Einen breiten Raum darin nimmt das 1901 in Paris von dem ungarischen Verleger Samuel-Sigismond Schwarz gegründete Karikaturmagazin „L´Assiette au Beurre“ ein.

Abb. 4 (rechts oben) / Bencze László, „Gondolj Koreara", Budapest 1952

Im Gegensatz zu der idealisierten Herangehensweise Lászlós, die die dargestellten Schreckensszenen in eine formelhafte Ferne rücken, sind Mihály Birós grafische Interpretationen von Untersuchungsberichten des weißen Terrors in Ungarn in ihrem ungekünstelten, drastischen Zugriff noch heute in der Lage zu schockieren. Zwei Kopien dieses lithografischen Zyklus, der 1920 im österreichischen Exil unter dem Titel „Horthy“ veröffentlich wurde, befinden sich zur Zeit im Magazin des Nationalmuseum Budapest. Er hat nichts von seiner Brisanz eingebüßt, ganz im Gegenteil. Der namensgebende Reichsverweser Miklós Horthy, der als Oberbefehlshaber der Nationalarmee international für die Gräueltaten verantwortlich gemacht wurde, erfährt mittlerweile im feudal-nationalistischen Klima unter Viktor Orbán eine breite, von der Regierungspartei getragene Rehabilitierung. Horthy ist die zentrale Symbolfigur, die die agressive Magyarisierungspolitik der ungarischen Aristokratie am Vorabend des 1. Weltkriegs nicht nur mit 1944, sondern auch mit dem Status quo von 2014 verbindet.

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