Ausstellung: „Morgen und gestern, aber niemals heute“

Kunstraum 34, Filderstraße 34, 70180 Stuttgart

Abb.: Foto (Jim Kunze und Reiteq Tejzt)

07.12. - 09.12.2023

Zum Zeitpunkt der Ausstellung war schon vorweggenommen: Alles wird seines Körpers beraubt werden. Das Festmahl wird schon vorbei gewesen sein. Gegessen wurde dann schon, die Operationen der Körper – bereits verschluckt. Sie weichen den Bewegungen der Oberfläche, dem Schritt zurück, weg vom Bankett, hin zur Abbildung.

Und dann: Wir versammeln uns vor einem medial transportierten Lagerfeuer tief im Inneren des K34-Verdauungstraktes und erinnern uns: Was hier aus dem Gestern ins Morgen der Aufarbeitung hinabstieg, es war zuckersüß wie die Marmelade, die uns früher von unserer Großmutter auf dem höchsten Regalbrett vorenthalten wurden und werden wird. Ach, nichts lässt sich leichter auf ein Podest stellen als die unerreichbare, mit einer Angel vor die Nase gehaltene Karotte.

„Ich mache mir nichts aus Marmelade“ meint Alice in „Alice hinter den Spiegeln“ (Lewis Carroll, 1871) – und auch wenn es sehr gute Marmelade ist, möchte sie heute keine – worauf die weiße Schachkönigin ihre rekursive Spielart der Sprache klarstellt: „Du könntest keine bekommen, selbst wenn du sie wolltest, die Regel lautet: Marmelade morgen und Marmelade gestern – aber niemals Marmelade heute“. 

Gedankengeflochtene Spiegelkabinette wie Zierknoten, die mit viel Freude geschnürt und auseinandergezogen werden, ohne Zweckgebundenheit. Wie eine Rose mit vielen Dornen, wunderschön nutzlos. Immer außer Reichweite. Und wir? Wir verbleiben im Limbo der Angst, etwas verpassen zu können.

Bevor ihr ins Gestern geht, geht durch das Morgen und fasst dann den Entschluss: Das Heute wird ab hier auf dem Weg vom Anfang bis zum Ziel nie mehr wortwörtlich auf der Strecke bleiben. „Werden das sich bis ins Unendliche in Vergangenheit und Zukunft teilt und dabei stets der Gegenwart ausweicht“ (Deleuze, Gilles: „Logik des Sinns“. Berlin 1993, S. 20), das ist die sich in selbst-referentiellen Systemen verlierende Sphäre der Gedanken.

Die Ausstellenden Daniel von Alkier, Hyunjin Kang, Mimi Kohler, Jim Kunze, Yun Park, Lorenz Schöller, Reiteq Tejzt und Benedikt Waldmann erinnern sich unter der Leitung von Juli Gebhardt, Lehrbeauftragte in der Kunst/Künstlerisches Lehramt und Meisterschülerin im Weißenhof-Programm der Bildenden Kunst (Jahrgang 2021), im morgen an gestern und stellen in ferne Aussicht: Die Marmelade von heute!

Eröffnung: Donnerstag, 7. Dezember 2023, 17–21 Uhr
Laufzeit: 08.12.–09.12.2023
Öffnungszeiten: Fr 17–21 Uhr, Sa 14–18 Uhr 

Mit freundlicher Unterstützung durch die Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, die Freunde der Akademie Stuttgart e.V. und die Landeshauptstadt Stuttgart.

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