Master thesis abstracts 2017

Rebecca Hass (M.A.). „Passage Sets – One pulls pivots at the tip of the tongue“ ist eine 1994-1995 entstandene, interaktive Time-based-media Installation des US-amerikanischen Künstlers Bill Seaman. Das Kunstwerk zeigt eine dreigeteilte Projektionsfläche in einem abgedunkelten Raum, die durch zwei Computer und ein Laserdisc Videosystem entsteht. Der Besucher nimmt Einfluss auf zwei der Projektionsflächen, indem er einen mitten im Raum platzierten Trackball bedient. Eine dieser Flächen, ein Graphical User Interface in Form eines navigierbaren Gedichts, unterhält eine komplexe Wechselbeziehung zu einer weiteren, die ein 30minütiges Video abspielt.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einer technischen und werkhistorischen Identifikation und Dokumentation und Erhaltung des Werkes. Sie legt dabei den Schwerpunkt auf das Thema Interaktivität und eine interdisziplinäre Analyse des komplexen Interaktivitätskonzeptes, indem vor allem auch „immaterielle“ Komponenten, wie User Experience und Raumkonzept berücksichtigt werden. „Passage Sets“, mit dem Ziel der Erhaltung des „Kerns“ der restaurierungsbedürftigen Arbeit, eignet sich daher als Fallbeispiel für die Erhaltung von Interaktivität bei Time-based-media Kunst.

Heike Helfert (M.A.). Die Erhaltung von Kulturgut erfordert aufgrund der Vielfältigkeit der verwendeten Materialien und Ausdrucksformen mehr denn je eine tiefere Kenntnis von den Objekten. Entscheidend für den Erhalt des Werkes ist der Charakter, den es zu bewahren gilt. Authentizität drückt sich nicht unbedingt durch die Originalität der Materialien aus, sondern fußt auf der Identität und Integrität eines Werkes. Dieser Maxime folgend sammelt die vorliegende Arbeit umfassende Informationen zu dem Werk „Portrait of Marcel Duchamp, 3 leads“ von Brian O’Doherty.
In einer mit Zeichnungen und Funktionsskizzen angereicherten Zustandsbeschreibung fragt dieser Text nach den materiellen und gesellschaftlichen Bedingungen des Werkes. Unter Berücksichtigung des „Decision-Making Model for the Conservation and Restoration of Modern and Contemporary Art“der Foundation for the Conservation of Modern Art/Netherlands Institute for Cultural Heritage, wird der Aufbau des Werkes analysiert, seine Wiederaufführbarkeit beurteilt und ein Restaurierungskonzept vorgeschlagen, das mit einfachen Mitteln auskommt. Beschrieben wird außerdem die experimentelle Rekonstruktion der Filmschleife, eines der zentralen Werkelemente.

Carolin Leizbach (M.A.). Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Reproduktionsfotografie mithilfe eines Kameraadapters für Digitale Spiegelreflexkameras auf Mittelformatobjektive. Dieser Adapter ermöglicht ein Verschieben der Kamera über den Mittelformatausschnitt. An insgesamt sechs Positionen – aufgeteilt auf zwei Reihen mit jeweils drei Bildern – werden Aufnahmen gemacht und später über eine Software miteinander verrechnet. In der Masterarbeit wird ermittelt, ob mithilfe dieser Konstruktion vor allem bei Mittelformatvorlagen eine bessere Auflösung zu erreichen ist als bei Filmscannern. Ziel ist es, auch im Digitalisat das Korn des Filmes sichtbar zu machen. Hierfür werden neben einem Makroobjektiv von Hasselblad auch Vergrößerungsobjektive aus dem Laborbereich hinsichtlich ihres Auflösungsvermögens getestet. Um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, werden zusätzlich Auflösungstests mit den Scannern Nikon Coolscan 5000 ED und 9000 ED, sowie dem Epson V750 Pro durchgeführt. Ein Vergleich des Workflows und der Ergebnisse wird abschließend die Vor- und Nachteile beider Methoden aufzeigen.

Stephan Lenartz (M.A.). Auch in Gedächtnisinstitutionen hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Seit Jahren widmet man sich hier den Herausforderungen, die sich bei der notwendigen Schaffung neuer Strukturen zur Langzeitarchivierung und Bereitstellung digitaler Informationen stellen. Erst allmählich rückt dabei die ganz konkrete Auseinandersetzung mit der Überlieferung unstrukturierter Fileablagen in den Vordergrund. Komplexität und Umfang solcher Dateisammlungen erfordern bei der Bewerkstelligung archivarischer Kernaufgaben zum Teil neue Strategien und Werkzeuge. Nach der Schilderung grundlegender Aspekte der Fotobewertung und Ausführungen zum Stand der Archivierung von Fileablagen, stellt die vorliegende Arbeit den digitalen Nachlass des Amateurfotografen Gunter Aipperspach, der am Staatsarchiv Sigmaringen archiviert wurde, in den Mittelpunkt. Eine Workflow-Beschreibung führt die Anwendung von sechzehn Skripten vor, die in der Programmiersprache Python geschrieben und mithilfe derer die rund 220.000 Fotografien bis hin zum Ingest weitgehend automatisiert bewertet und aufbereitet wurden. Exemplarisch wird so der potentielle Nutzen von Python für die digitale archivarische Arbeit aufgezeigt.

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