ABK Stuttgart erhält Schenkung

Die ABK Stuttgart hat das Bild „Hilfe mit dem Hemd“, datiert 1938, des Künstlers Jan Hendrik Pelz als Schenkung erhalten. Übergeben wurde das Werk am Freitag, 19. Juli 2019 anlässlich des Rundgangs der ABK Stuttgart durch den gleichnamigen Urenkel des Künstlers, den Video- und Konzeptkünstler sowie Akademie-Alumnus Jan-Hendrik Pelz.

Abb.: Schenkung des Bildes „Hilfe mit dem Hemd“, datiert 1938, von Jan Hendrik Pelz (Prof. Dr. Nils Büttner, Jan-Hendrik Pelz, Prof. Dr. Barbara Bader) (Foto: Konstantin Fitz)Abb.: Schenkung des Bildes „Hilfe mit dem Hemd“, datiert 1938, von Jan Hendrik Pelz (Prof. Dr. Nils Büttner, Jan-Hendrik Pelz, Prof. Dr. Barbara Bader) (Foto: Konstantin Fitz)

19.07.2019

Die Arbeit „Hilfe mit dem Hemd“, datiert 1938, Öl auf Leinwand, zeigt zwei junge Soldaten in einem ungewöhnlichen, zunächst verstörenden Sujet. Das Bild gehört einem Konvolut für die damalige Zeit avantgarden Gemälden und Zeichnungen des gleichnamigen Urgroßvaters Jan Hendrik Pelz an, das 2016 bei einem großen Werkfund auf dem privaten Dachboden der Nachkommen entdeckt worden ist. Entgegen der Annahme, bei einem Atelierbrand 1943 seien ein Großteil der Werke des Künstlers zerstört worden, kamen hierbei Gemälde zu Tage, die der Öffentlichkeit zum Teil noch nie präsentiert und in keinem Werkregister zu finden sind.

Eine Auswahl an Bildern wurde bereits mit großer medialer Wahrnehmung in verschiedenen Einzelausstellungen unter anderem im Kunstverein Friedrichshafen oder in der Kunsthalle Kempten präsentiert. Bislang unbekannte und für die Öffentlichkeit nicht bestimmte Werke aus den Dreißigerjahren stellte der Urenkel Jan-Hendrik Pelz im November 2018 bei der Ausstellung „VEHEMENT!“ der Meisterschülerinnen und Meisterschüler des Weißenhof-Programms der ABK Stuttgart in der Villa Merkel in Esslingen erfolgreich zur Schau. Gezeigt wurden darüber hinaus auch das Tagebuch seines Künstlervorfahrens sowie Videoarbeiten des Urenkels, in denen er sich künstlerisch mit seinen Wurzeln auseinandersetzt.

Der Maler Jan Hendrik Pelz, 1884 in der Nähe von Stuttgart geboren, studierte Malerei an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. In den Zwanzigerjahren widmete er sich der Stilrichtung der „Neuen Sachlichkeit“ und nahm an prägenden Ausstellungen wie der „Großen Berliner Kunstausstellung“ oder Ausstellungen im Münchner Glaspalast teil. Pelz pflegte eine Freundschaft mit dem Maler Otto Dix und tauschte sich rege mit wichtigen Sammlern und Kritikern wie mit dem Schweizer Oskar Reinhardt oder Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza aus.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten drohte dem Künstler Jan Hendrik Pelz als bekennenden Pazifist ein Arbeitsverbot. Zwei seiner Werke wurden für die Ausstellung „Entartete Kunst“ eingezogen, jedoch nicht gezeigt. 1934 zieht Pelz nach Gaienhofen am Bodensee und schloss Bekanntschaft mit der Höri-Künstlergruppe. Bei einem Luftangriff 1945 wurde ein großer Teil seiner Arbeiten zerstört. In den Nachkriegsjahren zog Pelz zurück nach Stuttgart und widmete sich fortan einem neuen, abstrakteren Malstil. In den Sechzigerjahren wendete Pelz sich von der Kunst ab und zog sich ins ländliche Ruderberg-Zumhof zurück, um dort eine Schweinezucht zu führen. 1984 starb er hochbetagt ebendort in seinem Wohnhaus.

Da Werke von Jan Hendrik Pelz weder auf Auktionen zu finden, und auch nicht in den Besitz des Landes Baden-Württemberg übergegangen sind, gilt diese Schenkung an die Sammlung der ABK Stuttgart als wertvoll und besonders zu würdigen.


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